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Forumbeiträge

Sonja Schmeller
27. Jan. 2022
In Fragen & Antworten
Hunde kommunizieren in erster Linie nonverbal und setzen hierfür ihre Körpersprache. Menschen hingegen kommunizieren hauptsächlich verbal, weshalb es immer wieder zu Kommunikationsproblemen kommt. Körpersprachlich teilen Hunde ihren Kommunikationspartnern äußerst differenziert mit, wie es ihnen gerade geht oder in welcher Stimmungslage sie sich befinden. Hunde können über ihre Körpersprache drohen, sich unterwerfen, sich freuen, lachen, Sympathie oder auch Antipathie ausstrahlen. Mithilfe ihrer Ohren, ihrer Rute, ihres Kopfes, ihres Fells, ihrer Lefzen, ihrer Gliedmaßen und dem Ausdruck ihrer Augen, sind Hunde in der Lage, vielfältige Informationen auszusenden. Die Kombinationsmöglichkeiten sind hierbei nahezu unendlich und niemals statisch. Um einen Hund und seine Körpersprache zu verstehen, sollten Sie ihn häufig und genau beobachten. Die Körpersprache eines Hundes besteht aus vielen Einzelinformationen, weshalb eine Situation nie wie die andere ist. Pauschale und allgemeingültige Aussagen lassen sich daher nicht treffen, wenn es um die Körpersprache eines Hundes geht. Wichtig ist, dass Sie in jeder Situation die Gesamtheit der Einzelmerkmale betrachten. Ein Einzelmerkmal kann in einem anderen Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung haben. Wedelt Ihr Hund beispielsweise heftig mit der Rute, weil er sich über einen bekannten Menschen freut, so kann das heftige Wedeln in einer anderen Situation auch Unruhe und Angriffsbereitschaft signalisieren. Wichtig ist es also, immer die Gesamtheit der Einzelmerkmale und den Kontext der jeweiligen Situation zu betrachten. Pauschalurteile wie „Wenn ein Hund mit der Rute wedelt, ist er immer freundlich“, sind falsch und mitunter auch gefährlich. Wenn Sie mit Ihrem Hund kommunizieren, sollten Sie unbedingt darauf achten, dass alle Signale, die Sie ihm geben, die gleiche Bedeutung haben. Wenn Sie beispielsweise mit freundlicher Stimme ein verbales Lob aussprechen, sollte auch Ihre Körpersprache einladend, entspannt und offen sein, nicht aber angespannt, steif und von Ihrem Hund abgewandt. Achten Sie beim Loben einmal darauf, wie Ihr Hund auf Sie reagiert. Begegnet er Ihrem Lob mit geduckter Körperhaltung, weicht er eventuell sogar mit abgeklappten Ohren zurück? Dann könnte es sein, dass Sie Ihren Hund zwar verbal mit freundlicher Stimme loben, ihn körpersprachlich aber bedrängen, indem Sie sich über ihn beugen, ihm heftig den Kopf tätscheln oder ihn vielleicht sogar umarmen. Solche körpersprachlichen Signale bedeuten für die meisten Hunde kein Lob und vor allen Dingen und vor allen Dingen verhalten Sie sich in seinen Augen nicht eindeutig – das ist wie nach oben buckeln und nach unten treten. Wenn Sie Ihren Hund also genau beobachten, bekommen Sie geradezu ein körpersprachliches Feedback, ob er Ihr Verhalten versteht. Optische Kommunikation Wölfe verfügen über sehr differenzierte und vielfältige Möglichkeiten, optisch zu kommunizieren. Besonders im mimischen Bereich verfügen sie über ein großes Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten. Im Zuge der Domestikation erfolgte zwar eine „Vergröberung“ der mimischen Ausdrücke beim Hund, sowie eine Reduktion der Anzahl visueller Signale im Vergleich zum Wolf, dennoch verfügen die meisten Hund heute noch über vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten. Dieses Ausdrucksrepertoire ist allerdings stark rasseabhängig, das Fell, Ohren, Körperform usw. eine wichtige Rolle spielen. Im optischen Ausdrucksverhalten bekommen die Einzelsignale ihre Bedeutung durch den Kontext der jeweiligen Situation und die Kombination mit anderen Signalen. Gestik, Mimik, Blickkontakte, Körperhaltung und Bewegungsformen sind optische Signale, die im Kontext mit anderen Signalen Auskunft über die momentane Verfassung des Hundes geben. Beispiel für optische Ausdrucksformen Normalausdruck: Der Kopf des Hundes ist leicht angehoben, die Ohren stehen mit nach vorne gerichteter Öffnung senkrecht nach oben (Rassen mit Hängeohren ziehen stattdessen die Ohrwurzel nach vorne). Die Gliedmaßen sind im Stand leicht angewinkelt – rasseabhängig mehr oder weniger - die Rute wird in normaler Stellung ruhig gehalten. Die „normale“ Rutenhaltung ist von Rasse zu Rasse unterschiedlich und reicht von einem lockeren Herabhängen bis zum Ringeln über dem Rücken. Selbstverständlich fallen auch alle anderen Körperausdrücke von Hunden durch rassebedingte Besonderheiten im Phänotyp unterschiedlich aus. Es gibt jedoch charakteristische Einzelsignale, die Rasseübergreifend gezeigt und vom Gegenüber erkannt werden. Umweltunsicherheit: Der Körperausdruck eines unsicheren Hundes ist gekennzeichnet durch eingeknickte Gliedmaßen und eine eingeklemmte Rute. Die Ohren sind (soweit das anatomisch möglich ist) seitlich angelegt, die Mundwinkel lang und der Blick ist unruhig und flackert eventuell sogar. Imponierverhalten: Imponieren ist immer ein Ausdruck sicherer Hunde, ein ungerichtetes Drohen gegenüber Sozialpartnern, also Artgenossen und auch gegenüber Menschen. Der Imponierausdruck wird bestimmt durch einen aufgerichteten und steifbeinigen Gang mit hoch aufgerichteter Rute, die ebenfalls steif ist und durchaus leicht hin und her bewegt werden kann. Der Kopf wird bei steil nach oben gerichtetem Hals waagerecht gehalten und ein Blickkontakt wird vermieden. Diese Ausdrucksbewegung ist bei Haushunden hypertrophiert (übersteigert) und wird von weiteren Verhaltensweisen begleitet, die ebenfalls sozialen Status, Stärke und Dominanz demonstrieren sollen, wie beispielsweise Imponierscharren oder Urin-Markieren. Weiterhin ist das Einnehmen der T-Stellung genau so eine Imponierbewegung, wie das Schnauze oder Pfote auf den Rücken des anderen legen. Drohverhalten: Im Gegensatz zum Imponierverhalten ist Drohverhalten immer gerichtet. Es wird unterschieden in Angriffs- und Abwehrdrohen. Bein Angriffsdrohen bildet der leicht gesenkte Kopf eine Linie mit dem Rücken, die Rute wird über die Rückenlinie angehoben. Der Gegner wird mit nach vorne gerichteten Ohren starr fixiert, die Vorderzähne sind bei kurzen, runden Mundwinkeln gebleckt. Dieser körperliche Ausdruck wird bei den meisten Hunden von einem Knurren oder Bellen begleitet. Defensivdrohen wird in erster Linie durch die Mimik charakterisiert, durch Vollzähneblecken bei langgezogenen Mundwinkeln und eng angelegten Ohren. Dieser Ausdruck kann in unterschiedlichsten Körperhaltungen gezeigt werden, die Rute wird dabei jedoch fast immer eingekniffen. Demutsverhalten: Demutsverhalten wir durch das sogenannte „Demutsgesicht“ gekennzeichnet, wobei mit nach hinten und unten angelegten Ohren, die Mundwinkel weit zurück gezogen werden. Bei diesem „Unterwürfigkeitsgrinsen“ wird der Kopf meist vom dominanten Tier weggedreht, ein Blickkontakt in jedem Fall vermieden. Die bekanntesten Demutsgesten sind wohl die aktive und die passive Unterwerfung. Bei der passiven Unterwerfung reagiert der rangniedrigere Hund auf ein Drohen des ranghöheren Hundes mit einem „auf den Rücken werfen“, wobei Blickkontakt vermieden wird. Die aktive Unterwerfung wird auch als „soziales Grüßen“ bezeichnet. Dabei sucht der rangniedrigere Hund bei geduckter Körperhaltung den Schnauzenkontakt zu dem ranghöheren Hund, dessen Mundwinkel gestupst oder geleckt werden. Akustische Kommunikation Bellen: Bellen kann sich sehr unterschiedlich anhören, es kann heller oder dunkler sein. Es gibt unterschiedliche Bellformen, die unterschiedliche Gefühle ausdrücken. Bellen zur Begrüßung hört sich beispielsweise ganz anders an, als aggressives Bellen. Wuffen: Ein Bellen bei geschlossenem Fang wird als Wuffen bezeichnet. Viele Hunde wuffen beispielsweise im Schlaf während des Träumens. Im wachen Zustand wird das Wuffen situationsbezogen als Warn- oder Drohlaut eingesetzt, wenn sich Verteidigungs- und Fluchtbereitschaft überlagern. Knurren: Knurren ist ein kehliger grrr-Laut, der bereits sehr früh in der Entwicklung eines Hundes auftritt. So knurren Welpen bereits im Alter von zwei Wochen aus Unlust, Isolation oder zur Spielauffordreung. Aggressives Knurren gegenüber Artgenossen oder Menschen tritt bei den meisten Rassen erstmals im Alter von acht bis zehn Wochen auf. Winseln: Als Winseln bezeichnet man hohe und lange Töne, die bei Unbehagen oder sozialer Isolation geäußert werden. Fiepen: Fiepen ist eine Art verstärktes Winseln. Bei vielen Hunden vermischt sich das Fiepen mit einem Bellen. Heulen: Hunde heulen aus unterschiedlichen Gründen. Häufig heulen Hunde aufgrund von sozialer Isolation. Schreien: Schreien oder Kreischen wird von Hunden nur bei großer Angst oder Schmerzempfindung geäußert. Taktile Kommunikation Der Tastsinn eines Hundes ist in der Regel gut ausgeprägt. Es werden bevorzugt die Pfoten und die Schnauze mit ihren Tasthaaren zum Fühlen eingesetzt. Taktile Kommunikation ist Kommunikation im Nahbereich. Hunde berühren einander in erster Linie durch Umfassen mit den Kiefern, durch Schnauzenstupsen oder berühren mit der Schnauze, durch vorsichtiges Knabbern mit den Schneidezähnen und Lecken im Kopfbereich und am restlichen Körper des Sozialpartners. Unter Hunden die sich kennen und mögen spielt die taktile Kommunikation eine wichtige Rolle, beispielsweise das Kontaktliegen und Schnauzenzärtlichkeiten.
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